Vereinigung Vogel- und Naturschutz VVN


Vogel des Jahres 2026 - eisvogel


Eisvogel, Foto: ©Chris Venetz, Birdlife
Eisvogel, Foto: ©Chris Venetz, Birdlife

Die Schweiz kürt den Eisvogel zum Vogel des Jahres 2026 

BirdLife Schweiz hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, den Vogel des Jahres 2026 zu wählen: Welche Vogelart sollte Botschafter für naturnahe Fliessgewässer werden? Über 18'000 Personen haben ihre Stimme abgegeben, und das Ergebnis war denkbar knapp – mit nur 53 Stimmen Unterschied konnte sich der Eisvogel durchsetzen. Mit seinem leuchtenden Gefieder und seiner furchtlosen Jagdtechnik ist er einer der schönsten und beliebtesten Vögel der Schweiz. Und er zeigt uns, wie eine natürliche Welt am Wasser aussehen kann. BirdLife Schweiz stellt den Vogel des Jahres 2026 mit einem Porträt und einem Kurzfilm vor.

Auch dieses Jahr hat BirdLife Schweiz die Bevölkerung eingeladen, den «Vogel des Jahres» zu wählen. Über 18'000 Naturinteressierte machten mit und gaben Ihrem Lieblingsvogel die Stimme. Gesucht wurde ein «Botschafter für naturnahe Fliessgewässer» und das Rennen war bis zur letzten Sekunde hochspannend. Der Eisvogel gewann das Rennen mit 30.47 % der Stimmen. Zweitplatzierte ist die Wasseramsel mit nur 53 Stimmen weniger (30.19 %). Es folgen die Gebirgsstelze (16.37 %), der Flussregenpfeifer (12.57 %) und die Uferschwalbe (10.40 %).

Foto: ©Michael Gerber, Birdlife
Foto: ©Michael Gerber, Birdlife

Lebensraum an klarem Wasser
Der Eisvogel steht für klare Flüsse, Auen, intakte Natur und Lebensräume voller Dynamik. Er bewohnt das ganze Jahr über langsam fliessende oder stehende Gewässer wie Bäche, Flüsse, Altarme, Auenlandschaften und Seen. Entscheidend für ihn sind ein reicher Bestand an Kleinfischen, klares Wasser sowie genügend Sitzwarten wie Äste, Schilfhalme oder Steine. Zur Brutzeit ist der farbenprächtige Vogel zudem auf ungestörte, vegetationsfreie Steilwände angewiesen, in denen er seine Bruthöhle anlegt. Dafür braucht das Eisvogel-Paar eine senkrechte oder leicht überhängende Wand aus lehmiger Erde oder festem Sand. Solche natürlichen Uferabbrüche, die früher durch Hochwasser und natürliche Gewässerdynamik regelmässig neu entstanden, sind heute selten geworden, weil der Mensch die Flüsse systematisch verbaut und betoniert hat.

 

Foto: ©Ralph Martin, Birdlife
Foto: ©Ralph Martin, Birdlife

Meisterjäger unter Wasser
Der Eisvogel lebt hauptsächlich von kleinen Fischen und ist für seinen pfeilschnellen Flug über das Wasser bekannt. Zum Jagen setzt er sich auf eine Warte an einem fischreichen Gewässer. Hat er einen Fisch entdeckt, stürzt er sich blitzschnell kopfüber ins Wasser. Die maximale Tauchtiefe liegt bei etwa einem Meter. Er packt seine Beute mit dem langen Schnabel, taucht wieder auf und fliegt auf eine nahe Sitzwarte zurück, wo er sie Kopf voran verschluckt. Pro Tag frisst er bis zu 35% seines Körpergewichts an Fischen, die meist vier bis sieben Zentimeter lang sind.

Foto: ©Beat Rüegger, Birdlife
Foto: ©Beat Rüegger, Birdlife

Selten und gefährdet
Der Eisvogel ist in der Schweiz selten und steht aufgrund seines kleinen Bestands auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Sein Bestand hat sich in den letzten Jahren leicht erholt und liegt aktuell bei 400 bis 500 Brutpaaren. Dies dürfte an den milderen Winter liegen, denn ein strenger Winter kann die Population stark einbrechen lassen. Viele Eisvögel verhungern, wenn Gewässer grossflächig zufrieren und er nicht mehr an seine Nahrung gelangt.

 

Das grösste Problem für den Eisvogel ist jedoch ein Mangel an geeigneten Lebensräumen. Fast alle grossen Fliessgewässer und viele kleine wurden in der Schweiz kanalisiert, verbaut oder gar eingedolt. Für den Schutz des Eisvogels ist es entscheidend, natürliche Lebensräume mit einer eigenen Dynamik zu erhalten oder wieder zu schaffen. Hochwasser sollen wieder Prallhänge anreissen, Kiesbänke hinterlassen und Altläufe bilden dürfen. Solche natürlichen Prozesse sind für Fische, Amphibien, Libellen und viele weitere Wassertiere und damit auch für den Eisvogel überlebenswichtig. So steht der Eisvogel auch als Symbol für die ganze Gewässerbiodiversität, die besonders bedroht ist.

 

Foto: ©Michael Gerber, Birdlife
Foto: ©Michael Gerber, Birdlife

BirdLife schafft neue Lebensräume
In der Schweiz werden Fliessgewässer renaturiert, das ist zentral. Gemeinsam mit BirdLife-Naturschutzvereinen ist auch BirdLife Schweiz bei der Revitalisierung von Bächen tätig, um ihnen Stück für Stück wieder mehr Platz zu geben. Und wir begleiten Flussrevitalisierungen mit Fachwissen und Beratung. Viele Kantone sind jedoch bei den Revitalisierungen deutlich im Rückstand, und dieses Beispiel zeigt einmal mehr: Naturschutz braucht einen sehr langen Atem.

 

BirdLife handelt jetzt. Um dem Eisvogel neue Brutmöglichkeiten zu bieten, werden künstliche Brutwände errichtet oder geeignete Steilwände freigestellt. BirdLife ist in vielen Regionen aktiv, etwa in den BirdLife-Naturzentren in La Sauge (VD), am Klingnauer Stausee (AG) und im Neeracherried (ZH). BirdLife leistet damit einen konkreten Beitrag zum langfristigen Schutz des Eisvogels.

 


Quelle: Medienmitteilung von BirdLife Schweiz